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Legende

 

Mac Para Muse 3 - Test von Magazin Thermik 10-2011

Der Muse 3 stach bereits im A-Schirme-Testival in der Ausgabe 7_2011 hervor: Er war der Vertreter, der einem Intermediate am nächsten kam. In einem Einzeltest wurde dem Tschechen nun gründlich auf den Zahn gefühlt.

Testpilot und text: Franz Altmann (Thermik Magazine, Austria)

In der griechischen Antike verstand man die Muse als Inspirationsquelle, welche zu kreativen Leistungen anspornen sollte. Ein schönes Bildnis, das vor allem für den brandneuen A-Schirm von Mac Paratechnology sehr treffend erscheint. Doch von Anfang an. Diplomingenieur, Firmeninhaber und Konstrukteur Peter Recek ist kein unbeschriebenes Blatt, ganz im Gegenteil. Er ist ein Urgestein der Fliegerszene, ehemals Mitglied der tschechischen Nationalmannschaft und privat ein angenehmer Zeitgenosse. Trotz des Erfolges spricht Peter bescheiden über seine Konstruktionen. Und das, obwohl seine Schirme immer wieder in der Entwicklung oben auf sind und waren. Zuletzt landete er mit dem Magus XC2 einen bahnbrechenden Entwicklungssprung.

Interessant ist dieser Seitenblick hinsichtlich der Neuorientierung des Herstellers auf Performance. Trotz der fehlenden Erwähnung im Pflichtenheft berichtet Peter von einer signifikanten Leistungssteigerung auch beim neuen Muse. Er spricht von Gleitzahl 8,3, ein in dieser Klasse nur selten erreichter Wert. Die wahren Qualitäten des Muse 3 liegen aber jenseits von Ziffern.

Konstruktion, Verarbeitung

Startverhalten, Handling, Dynamik: Auf jene drei Säulen baut die gesamte Palette von Mac Para und auch bei der Entwicklung des Muse 3 sollten sie nicht vergessen werden. Eine vierte, an Bedeutung gewinnende Säule, ist die Eignung für den motorisierten Flug. Zuletzt hatte Mac vor allem in der USA viele Schirme an Motorflieger verkauft. Das beinhaltet Kompromisslosigkeit bei Trimmung und Materialwahl ebenso wie Sicherheit. Stichwort Sicherheit: EN/LTF A erhält man nicht alle Tage, die Balance musste also stimmen. Keine leichte Vorgabe.

Wie bereits im Testival erwähnt, stellt Mac Para in der sichersten Klasse zwei Vertreter, der Muse sollte sich an der Obergrenze der Klasse bewegen, um auch den Anforderungen der Motorflieger gerecht zu werden. So ist es etwa wichtig, dass das Profil steigfreudig ist, um den Treibstoffverbrauch gering zu halten. Seine Ausrichtung lässt sich auch anhand der technischen Daten ablesen, mit 45 Zellen und einer Streckung von 5,0 orientiert sich die Konstruktion eindeutig eher an den Basisintermediates als an den restlichen A-Schirmen.

Wie auch andere Hersteller entwickelte das R&D Team bei Mac Para ein völlig neues Profil, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Nebst Steigfreude soll der Schirm schließlich auch an Dynamik und Handling zugelegt haben.

Die Grundform des Muse 3 ist eine Ellipse, was aber durch sein Design kaum erkennbar ist. In der Eintrittskante finden sich die omnipräsenten Nylonstäbchen ebenso wie klassisches Mylar.

Das Leinenkonzept gibt sich wenig spektakulär: Die üblichen 4 Ebenen mit je 3 Stammleinen untermauern die Anforderung des Motorbetriebes. Paramotor-gerecht kann somit die Kontinuität der Trimmung besser gewährleistet werden, die Mäntel der Galerieleinen sprechen dieselbe Sprache. Offensichtlich wird es dann aber erst beim Tragegurt, der extra für den Betrieb mit dem Motor eine eigene Aufhängung besitzt. Ein Schirm für alles: keine schlechte Sache!

Verarbeitet sind Kappe, Leinen und Tragegurte allesamt sehr gewissenhaft und ohne Grund zum Tadel.

Startverhalten

Dass der Muse 3 sich eher bei den Intermediates anlehnt, merkt der sensible Pilot bereits beim Start. Das Aufziehverhalten zeichnet sich durch eine hohe Spurtreue aus, der Schirm muss aber am Zenit angebremst werden, eine „Auto-Stop“-Funktion bietet er nicht. Was am Übungshang eventuell etwas „tricky“ sein kann, erweist sich nach einer kurzen Eingewöhnung als problemlos, vor allem, weil die Kappe verhältnismäßig rasch auf Impulse anspricht.

Die Leinensortierbarkeit ist, hinsichtlich der Anzahl der Leinen, mittelmäßig, das Füllverhalten sehr gut. Somit ergibt sich ein Starter, der zwar einerseits nicht narrensicher ist, in den Händen fortgeschrittener oder talentierter Einsteiger aber große Freude bereiten wird.

Der Rückwärtsstart sieht ähnlich aus. Hier erfreut insbesondere die Leichtigkeit, mit welcher der Schirm bei einem Abkippen wieder über den Piloten gebracht werden kann.

In der Startphase selbst fuhrt die große Reaktionsfreude des Muse 3 dazu, dass er gut über die Bremsen kontrolliert werden kann. Das schließt wilde Knebelattacken ebenso aus wie bis unter das Gesäß gezogene Bremsen, welche bei mancherlei Übungshangschirmen nur Indifferenz hervorrufen. Ganz klar: Der Muse 3 fordert und bietet mehr als ein herkömmliches Gerät seiner Klasse.

Flugverhalten

Dass das Kurvenhandling stimmen wird, hätte man sich nach dem ansprechenden Handling am Boden bereits denken können. Trotzdem: Die Selbstverständlichkeit, mit der der Muse in die Kurve geht, ist traumhaft. Der Flügel fliegt sich von der ersten Sekunde an vollkommen intuitiv und wie von alleine. Reaktionen auf Bremseinsätze und/oder Gewichtsverlagerungen werden umgehend und präzise beantwortet, willig nimmt der Flügel (fast) alle Schräglagenvorgaben an. Der Steuerdruck ist je nach Belastung mittel bis gering, also sehr angenehm und ermüdungsfrei zu fliegen. Einzig der Stallpunkt ist nicht gänzlich leicht zu finden, durch seine schiere Unerreichbarkeit aber kaum relevant. Wer derart knebelt, provoziert den Abriss so und so.

Hoch erfreulich sind auch die Thermikannahme, das Thermikhandling und die Steigfreude des neuen A-Schirms. Während viele seiner Kollegen den Einflug in den Aufwind mit leistungsminderndem und unangenehmen Aufstellen quittieren, nimmt der Tscheche ebenjene ganz neutral an. Zumeist stoisch über dem Piloten verweilend macht sich der Höhengewinn einzig durch das Anschlagen des Varios bemerkbar. Leistungsstark und trotzdem gut gedämpft lässt sich der Schirm dann immer noch wunderbar leicht drehen, was bei weitem kein Muss ist. Tatsächlich trennt sich hier die Spreu vom Weizen!

Unruhige Luft macht sich unter dem Muse nur wenig bemerkbar, seiner Orientierung gemäß jedoch mehr als bei den meisten seiner A-Klasse-Kol- legen. Das Feedback, welches vergleichsweise direkt über den Bremsdruck vermittelt wird, ist gut. Der Muse 3 gräbt weder, noch schiebt oder hebelt er aus der Thermik hinaus, dazu besitzt er kaum Giertendenzen.

Nick- und Rolldämpfung liegen eher im Bereich eines Basisintermediates und genau so fliegt er sich auch. Provozierte Deformationen entgegnet der Einsteiger mit seinem sehr angenehmen Verhalten. Einklapper der Eintrittskante setzen sich eher seitlich fort, sodass die hintere Partie zumeist stehen bleibt. Selbst beschleunigt ist es sehr schwer, größere Schirmteile hereinzuholen. Bei völliger Passivität des Piloten beginnt das Gespann in Zeitlupe vom Kurs abzuweichen, die eingeklappte Partie öffnet hingegen kontinuierlich von der Mitte beginnend zum Außenflügel hin. So ist ein Aufschnalzen des Flügels kaum möglich, ebenso wie Verhänger. Während der Testphase konnte selbst vollbeschleunigt keine Drehung über 45° erflogen werden. Tatsächlich: Ein A-Schirm!

Niemals würde man einem A-Schirm Freestyletauglichkeit zusprechen.

Steuerwege beherzt betätigt werden, dann aber baut die Kappe gemächlich ansprechende Dynamik auf. Kaum zu glauben, aber hohe Wingover sind leicht erfliegbar, seine hohe Wendigkeit und Reaktionsfreude dürften dem Muse 3 unter die Arme greifen. Für seine Hauptzielgruppe kaum relevant dürfte die hohe Tauglichkeit zu SAT, Helico und Fullstall sein, der Flügel eignet sich wie kein anderer für das Erlernen dieser Figuren. Trotzdem: Dynamik ist vorhanden, wiewohl unter einem immensen Sicherheitspolster tief vergraben.

Zu guter letzt entzückt das Speedsystem. Es lässt sich relativ leicht betätigen und erreicht erst bei beachtlichen 49 km/h seine Höchstgeschwindigkeit. Faszinierend dabei ist, wie lammfromm der Muse 3 voll beschleunigt immer noch ist. Selbst grobe thermische Ablösen konnten im Test auch nur den Ansatz eines Einklappers bewirken, auch ein leistungsminderndes Eindellen der Eintrittskante bleibt aus.

Abstiegshilfen

Ohrenanlegen:
Eingeklappt sind die Ohren dank der geteilten A-Gurte rasch, ohne dabei allzu großen Widerstand zu leisten. Die Effektivität ist mittel bis hoch. Für eine Öffnung muss man dem Tschechen etwas Zeit lassen, notfalls hilft ein unterstützender, einmaliger Bremsimpuls.

B-Stall:
Für einen sauberen B-Stall muss beherzt in die Leinenspinne gelangt werden, die auftretenden Kräfte sind beachtlich, aber nicht unüberwindbar. Auch während des Stalls bleiben sie hoch. Das Manöver an sich zeigt sich durchaus stabil, eine Tendenz zu verwinden konnte nicht festgestellt werden. Die Sinkwerte erreichen nur etwa 6 m/s. Nach der Ausleitung fahrt der Schirm sofort wieder an, schießt aber kaum.

Steilspirale:
Die hohe Wendigkeit täuscht etwas. Für ein Abkippen in die Spirale muss doch ordentlich zugelangt werden, was für einen Schirm dieser Klasse auch in Ordnung ist. Die erreichbaren Sinkwerte liegen bei 14-16 m/s, dazu muss die Kappe aber bereits ordentlich auf der Nase liegen. Bei der Ausleitung darf anfangs etwas geholfen werden, das Aufrichtemoment verringert sich mit den steigenden Sinkwerten.

Resümee

Auch nach ausgiebigem Fliegen und trotz der sehr zahmen Extremflug- manöver bleibt am Ende eine Frage offen: Wie kann dieser Schirm ein A-Schirm sein? Er sieht aus wie ein Intermediate, fliegt sich wie ein Intermediate, handelt wie ein Intermediate, verfugt über adäquate Dynamik und das bei deutlich größeren Sicherheitsreserven. Den Haken an der Sache suchten wir vergeblich. Im Lichte der ansprechenden Leistung, der guten und vor allem stabilen Endgeschwindigkeit, der erstaunlichen Freestyletauglichkeit sowie der Eignung für den Motor bleibt die Frage offen, was man sich noch wünschen könnte. Volle Einsteigertauglichkeit kann man dem Muse zwar nicht zusprechen, doch mit ein wenig Übung darf wohl noch während der Schulung das Upgrade auf den Tschechen passieren. Warum auch nicht von Anfang an einen Fun-Schirm fliegen? Die potenzielle Zielgruppe für den Muse 3 ist übrigens breit. Denn selbst nach vielen Jahren Flugerfahrung wird der Muse 3 nie wie ein Panzer wirken und hemmend auf den Flugspaß wirken. Ganz im Gegenteil: Das zusätzliche Sicherheitspolster erlaubt hemmungsloseres Fliegen, das tolle Handling lässt auch bei Cracks keine Wünsche offen.

Am Ende erstaunt auch noch, dass neben den wunderbaren Freiflugeigenschaften der Paramotor-Einsatz nicht nur möglich ist, sondern auch erlaubt und erwünscht.

Eines ist jedenfalls sicher: Es wird schwer werden, diesen Tester wieder zurückzuschicken!

TESTBEDINGUNGEN

Ich konnte mit dem Muse 3 eine Vielzahl von Flögen in unseren Heimatfluggebieten Ternberg/OÖ, Micheldorf/OÖ, Bischling/Sbg und dem Krippenstein/ OÖ absolvieren.

KURZBEWERTUNG
MATERIAL UND VERARBEITUNG Material
*****
Robuste, bewährte Materialien. Einziger Wermutstropfen: die billig wirkenden Plastikrollen.
Verarbeitung
****
Sehr gute Verarbeitung mit tadellosem Nahtbild. Vernähung der Loops nur ohne weiterführende Zugverteilung.
START-EIGENSCHAFTEN

Vorwärtsstart
****

Verlässliches Hochkommen, hohe Spurtreue, deutlicher Bremsimpuls am Zenit notwendig.
Rückwärtsstart **** Gute Führung mit Bremsen und/oder D-Ebene, hohe Spurtreue, deutlicher Bremsimpuls am Zenit notwendig.
FLUGVERHALTEN Agilität 
*****
Im Klassenvergleich konkurrenzlos hoch.
Steuerverhalten   ***** Gutes Ansprechen auf Inputs, mittlere Steuerwege, gute Dämpfung.
Klappverhalten
*****
Sehr hohe Stabilität, Drehbewegung selbst beschleunigt unter 45° bei gemächlicher Öffnung von der Flügelmitte her.
Beschleuniger ***** Alle Tugenden erfüllt: Effizienz, Leichtgängigkeit, Stabilität.
ABSTIEGSHILFEN Ohrenanlegen **** Einfache Einleitung, mäßige Einklapptiefe, gemächliche Öffnung.
B-Stall
****
Hohe Einleite- und Folgekräfte, mäßige Effizienz, stabile Stallphase, kaum Schießtendenz beim Anfahren.
Steilspirale
****
Gemächlicher Aufbau von Sinkwerten nach etwas Überredung, mäßige Effizienz, aktive Ausleitung empfehlenswert, aber nicht erforderlich.
Technische Besonderheiten Dünne Plastikversteifungen in der Profilnase, Motorschirmaufhängungen in die Tragegurte eingearbeitet.
Eignung Talentierte Einsteiger, aber auch erfahrene Hausbergflieger, Freestyle- Aspiranten, Motorflieger, Genussflieger, Wenigflieger, Vielflieger...
Wertung *mangelhaft **durchschnittlich ***gut ***sehr gut *****ausgezeichnet
Themik 10-2011
www.thermik.at

Design

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Spezifikation

Obersegel Eintrittskante: Skytex 9092, Coating E85A 45 g/m2
Obersegel Hinterkante: Skytex 9017, Coating E38A 40 g/m2
Untersegel: Skytex 9017, Coating E38A 40 g/m2
Hauptrippen: Skytex 9017, Coating E29A 40 g/m2
Querverstrebungen: Skytex 9017, Coating E29A 40 g/m2
Zwischenrippen: Skytex 9017, Coating E38A 40 g/m2
Gallerieleinen: Edelrid Aramid/Kevlar    6843 – 60 kg, -80 kg
Stammleinen: Edelrid Aramid/Kevlar    6843 – 240 kg, – 160 kg

Tech datas

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Zoom [%] 87 92 95.7 100 104.5 111
Fläche ausgelegt [m2] 21.24 23.75 25.7 28.06 30.64  34.57
Fläche projiziert [m2] 19.48 21.78 23.56 25.73 28.1  31.7
Spannweite ausgelegt [m] 10.31 10.9 11.34 11.85 12.38 13.15
Streckung ausgelegt 5 5 5 5 5  5
Flügeltiefe [m] 2.54 2.69 2.79 2.92 3.05  3.24
Anzahl Zellen 45 45 45 45 45  45
Schirmgewicht [kg] 4.7 4.95 5.1 5.3 5.6  5.6
Startgewicht [kg]* 58-75 67-85 75-95 85-110 105-135  115-150
Min. Geschwindigkeit [km/h] 23-25 23-25 23-25 23-25 23-25  23-25
Trimmgeschwindigkeit [km/h] 36-38 36-38 36-38 36-38 36-38  36-38
Max. Geschwindigkeit (beschleunigt)[km/h] 44-46 45-47 45-47 45-47 45-47  45-47
Gleitzahl max. 8.2 8.3 8.3 8.3 8.3  8.3
Min. Sinken [m/s] 1.05 1.05 1.05 1.05 1.05  1.05
Zertifizierung LTF/EN-A LTF/EN-A LTF/EN-A LTF/EN-A LTF/EN-A  ---
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Video

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